Klettern, Balancieren und Hangeln - Schulhofgestaltung in Eigenarbeit

Für Bewegung in Pausen und Unterrichts-freien Zeiten aller Art, aber auch zum Ausgleich im Unterricht hat unsere Schule einige konventionelle Angebote wie Basketballkörbe oder Fußballtore, aber auch einige unkonventionelle. Sie sind von Schüler/innen-Hand angelegt und werden von Schüler/innen-Hand bis heute erweitert, gewartet und gepflegt.

Seit vielen Jahren gestaltet die Schülerschaft des Limes-Gymnasiums ein Schulgelände für mehr Bewegung. In zahlreichen Einsätzen bei jeder Jahreszeit und Wetterlage haben größere oder kleinere Freiwilligen-Gruppen aller Altersstufen, ganz überwiegend in ihrer Freizeit an Samstagen oder in den Ferien zwei ganze Bewegungslandschaften entstehen lassen: Ein Felsenklettergarten und eine Kletterwelt aus Baumstämmen zum Hangeln und Balancieren. Letztere ist immer noch am Wachsen.

Für das große Klettergerüst stiftete die Stadt 45 Eichenstämme, die wir zunächst in zäher Handarbeit, mit Werkzeugen aus den Haushalten der Großeltern oder Urgroßeltern (Zieh- und Rebbeleisen) entrindeten und dann mit archaischen Hebeltechniken (die wir uns von Maibaum-Experten aus Steinbruck zeigen ließen) in die Höhe stemmten.

Die Firma Zehnder stiftete zahllose Säcke Beton-Estrich für Fundament-Sockel, die uns Mitarbeiter des Bauhofs später mit Lastwagenreifen verkleiden halfen.

Mehrere Väter und Kollegen sprangen an den kniffligsten Momenten punktuell auch mit Rat, Flaschenzug und Kettensäge ein, aber überwiegend entstanden die Fugen mit Flach- und Hohldechseln von Schüler/innen-Hand. Die Stämme wurden mit Zugsägen geteilt.

Wie auch der Felsengarten entstand die Hangelwelt auf bisher ungenutzten Teilen des Schulgländes, einer kleinen, vorher durch eine Baumhecke abgetrennten Wiese auf dem Weg zum Lehrerparkplatz. Zunächst fällten wir daher Sicht- und Durchgangslücken in den dichten Bewuchs.

Im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Sicherheits-Standards bietet das Gerüst auch für ältere Schülerinnen und Schüler jede Menge anspruchsvolle und spannende Möglichkeiten, das eigene Geschicklichkeits-Repertoire spielerisch zu erweitern.

Mit Wäscheleinen entwickelten wir schließlich bis zu 11 Meter lange Seilkonstruktionen, für die uns ein Vater unentgeltlich die Statik berechnete, so dass wir sie dann bei einer Spezial-Seilerei in Auftrag geben konnten. Die ca. 1500 Euro Kosten hatte ebenfalls die Schüler- und Lehrerschaft mit einem Sponsorenlauf selbst finanziert. Verbliebene Stämme warten bereits darauf, in das ständig wachsende Gebilde eingebaut zu werden.

Zwei Schüler-Exkursionen suchten während der zweijährigen Bauzeit im Steinbruch von Böhmenkirch insgesamt 126 Tonnen Jura-Gestein von Hand aus den Sprenghalden heraus.
Beim Bau der Fundamente half die Firma Munz mit Split und Beton, den wir damals von der gleichzeitigen Erweiterung des Aufenthaltsbereichs abzweigen durften.Der Felsenklettergarten muss zum Erreichen der Tischtennisplatten überwunden werden. Damit fördert er den Gleichgewichtsinn.

Er erfordert ca. zwei Mal im Jahr einen kurzen Jäte-Einsatz mit Hand und Messer, damit er nicht verwaldet, denn er ist mit Maschinen schwer zu mähen.

Ziegen, die einmal zur Beweidung zu Besuch waren, waren bei allem Charme zu aufgeregt und zu wählerisch für eine effektive Entkrautung.

Für den Felsenklettergarten versetzten wir etwas Pflaster und rodeten Bodendeckerflächen, um Platz für zwei Tischtennisplatten zu haben, die wir hinter einem Sicht- und Lärmschutzwall zu den Unterrichtsräumen hin platzierten. Fundamentguss, Neupflasterung der Spielfläche und Aufbau der Platten geschahen in Handarbeit durch Schüler/innen.

Der überwiegend von Hand aufgeschüttete Wall bildet neben einem ehemaligen Rasenabhang zur Burgstraße hin die Basis für wilde Geröllflächen, auf denen man sich nur mit einiger Aufmerksamkeit und Geschick bewegen kann. Um zu den Tischtennisplatten zu gelangen, kommt niemand umhin, dieses Hindernis aus Stein zu bewältigen und wird somit zur Verbesserung seines Gleichgewichts-Sinns „genötigt“.

Aus sportpädagogischer Sicht rechtfertigt sich dieses niederschwellige Angebot aus der Beobachtung, dass vergleichbare natürliche Anlässe aus unserem Alltag immer mehr verschwinden.

Mittlerweile ermutigt selbst die Gemeinde-Unfall-Versicherung in eigenen Broschüren Schulgemeinschaften zu solcherlei Initiativen. Denn die Möglichkeit, im Schulhof kalkulierbare Gefahren zu meistern, stärkt das Selbstbewusstsein, Verantwortungsgefühl und Risikobewusstsein der Schüler/-innen und dämmt statistisch erwiesenermaßen die Unfallhäufigkeit sogar ein.

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