Eine Woche Holocaust-Gedenken am Limes-Gymnasium

Anlässlich des Holocaust-Gedenktages am 27.01.2024 organisierte das Limes-Gymnasium Welzheim eine Woche lang (29.01-02.02) mehrere Angebote, um den Opfern des Holocausts zu gedenken.

Engagierte Schüler*innen und Lehrkräfte gestalteten eine interaktive Pinnwand, die über den Holocaust informierte. Mithilfe von QR-Codes und Informationskarten konnten die Schüler*innen mehr über Opfer des Holocausts hier in Welzheim erfahren. Im Hintergrund lief eine digitale Animation, bei der die Namen der in Welzheim Ermordeten in Form von Tränen die Wand herunterliefen. Zwei Kerzen, die jeden Morgen vor der 1. Stunde angezündet wurden, unterstrichen das Gedenken an die Opfer. Die Pinnwand machte auch auf aktuelle Diskriminierungen wie Antisemitismus, Queerfeindlichkeit und Muslimfeindlichkeit aufmerksam.

„Unsere Aufgabe ist es, durch die Erinnerung an diese Zeit dafür zu sorgen, dass die Geschichte sich nicht wiederholt.“

Mit diesem Apell stellten die Schüler*innen eine Verknüpfung zwischen dem Gedenken und der heutigen Verantwortung her.

Als Höhepunkt der Gedenkwoche versammelten sich am Montag den 29.01 mehrere Lehrkräfte mit ihren Klassen in der Aula und besuchten gemeinsam die Gedenkstätte auf dem Friedhof Rudersberger Straße. An der Gedenkstätte las eine Schülerin der Klasse 9c einen Eintrag aus dem Tagebuch der Anne Frank, welche im Alter von nur 15 Jahren im Konzentrationslager Bergen-Belsen ermordet wurde. Der Textabschnitt beschreibt Anne Franks „schreckliche Angst“ und ihr Gefühl, wie ein Singvogel zu sein, „dem die Flügel mit harter Hand ausgerissen worden sind“. Die Schüler*innen gedachten ihr und den Millionen anderen Opfern des Holocaust mit einer Schweigeminute und legten weiße Rosen auf die Gräber der Gedenkstätte.

Zwei Schülerinnen aus der Kursstufe hielten anschließend eine Rede darüber, dass nie wieder unschuldige Menschen wie Anne Frank Angst haben sollten und ermordet werden dürften. Sie verwiesen auf den Artikel 1 des Grundgesetzes, dass die „Würde des Menschen (…) unantastbar“ ist und niemand aufgrund seiner Hautfarbe, Herkunft oder Geschlechts ausgegrenzt, diskriminiert oder gar ermordet werden darf.

Zum Abschluss betonten die Schülerinnen, dass es in „unseren Händen“ liegt, das Versprechen des „Nie Wieder“ einzulösen, gegen Hass und Rechtsextremismus vorzugehen und sich für eine friedliche Welt einzusetzen. Genau dafür steht das gesamte Limes-Gymnasium als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ auch über diese Gedenkwoche hinaus ein.

Rede zum Gedenktag:

Dann ist die Stimmung im Haus drückend, schläfrig und bleiern. Draußen hört man keinen Vogel singen, eine tödliche und bedrückende Stille liegt über allem. Diese Schwere hängt sich an mich fest, als würde sie mich in die Tiefe ziehen. Vater, Mutter und Margot lassen mich dann oft gleichgültig. Ich irre von einem Zimmer zum anderen, die Treppe hinunter und wieder hinauf, und habe ein Gefühl wie ein Singvogel, dem die Flügel mit harter Hand ausgerissen worden sind und der in vollkommener Dunkelheit gegen die Stäbe seines engen Käfigs fliegt „Nach draußen, Luft und Lachen“, schreit es in mir. Ich antworte nicht mal mehr, lege mich auf die Couch und schlafe, um die Zeit, die Stille und auch die schreckliche Angst abzukürzen, denn abzutöten sind sie nicht.

-Deine Anne

Anne Frank war eine selbstbewusste Jugendliche und musste sich jedoch mit ihrer Familie vor den Nationalsozialisten verstecken. Das Versteck wurde am 4. August 1944 entdeckt und Anne Frank wurde im Alter von nur 15 Jahren im KZ Bergen Belsen ermordet. Heute gedenken wir gemeinsam ihr und den anderen Opfern des Holocaust. Der Holocaust war ein schreckliches Verbrechen gegen Millionen unschuldiger Menschen, nur wegen ihrer Religion, Ethnizität oder Überzeugungen. Auch hier in Welzheim wurden unschuldige Menschen ermordet. Wir stehen heute an ihren Gräbern. Um unsere Trauer und unser Mitgefühl zu zeigen, starten wir jetzt mit einer Schweigeminute und legen weiße Rosen nieder.

Nie wieder soll jemand Angst wie Anne Frank haben, nie wieder soll sich jemand wie ein eingesperrter Vogel fühlen, nie wieder soll eine unschuldige Jugendliche ermordet werden. Der Holocaust-Gedenktag erinnert uns daran, wie wichtig es ist, aus der Vergangenheit zu lernen und für Werte wie Toleranz und die Menschenrechte einzustehen, damit so etwas nie wieder passiert.

Artikel 1 des Grundgesetzes lautet: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Diese Verfassung mit ihren Menschenrechten ist die Grundlage unserer Demokratie.

Doch auch heute wird diese wieder verstärkt in Frage gestellt. Aber Demokratie ist nicht nur Politik – sie schützt uns vor Unterdrückung und Intoleranz. Wir, als junge Generation, haben die Verantwortung, diese Verfassung und ihre Werte zu verteidigen und gegen Diskriminierung, Vorurteile, Hass und Unrecht einzutreten. Momentan tun dies auch hunderttausende Demokratinnen und Demokraten bei Straßenprotesten gegen Extremismus.

Wir sind die Zukunft, und es liegt in unserer Hand, für eine Welt einzutreten, in der Vielfalt geschätzt wird und in der wir alle in Frieden zusammenleben können. Lassen wir die Erinnerung an die Opfer des Holocaust uns dazu motivieren, das Gute in der Welt zu fördern und gemeinsam für Demokratie, Recht und Freiheit einzustehen, damit alle Menschen, um Anne Frank zu zitieren, ihre Flügel ausbreiten und „nach draußen“ fliegen können voller „Luft und Lachen“.

Danke euch.

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