Am 9. November jährte sich der Tag der Reichspogromnacht zum 85. Mal. Dieser Tag im Jahre 1938 markiert den Beginn der systematischen Judenverfolgung in Deutschland, die Millionen von Juden das Leben kostete. Auch hier im Welzheimer Konzentrationslager wurden mindestens 65 Menschen ermordet. Aus dieser Vergangenheit erwächst eine Verantwortung, diesen Menschen zu gedenken und aus dieser schrecklichen Zeit zu lernen.
Aus diesem Grund gestaltete ein Geschichtskurs der J2 des Limes-Gymnasiums Welzheim gemeinsam eine Gedenktafel für die Aula, um mit Bildern und Informationen an die Reichspogromnacht und die regionale Geschichte zu erinnern und schrieb eine Rede, die von Schülerinnen als Durchsage verlesen wurde. Im Anschluss wurde eine Schweigeminute für die Opfer gehalten. Um 13 Uhr gingen mehrere Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit Lehrkräften zum Friedhof Rudersberger Straße. Denn dort befinden sich Gedenktafeln für die im KZ Welzheim Verstorbenen sowie in die Mauer eingelassene farbige Glasscheiben, die an diese erinnern. An der Gedenkstätte las eine Schülerin der neunten Klasse ein Gedicht der deutsch-jüdischen Dichterin Nelly Sachs vor. Die Botschaft aus Sachs‘ Gedicht „Völker der Erde“ ist so aktuell wie damals: „Völker der Erde […], zerschneidet nicht mit den Messern des Hasses“. In einer Rede sprachen die Schülerinnen der J2 über die Reichspogromnacht und zeigten im Rückgriff auf das Gedicht, welche Lehren man für heute daraus ziehen solle. Sie warnten vor Antisemitismus und baten darum, respektvoll miteinander umzugehen, denn „wir sind alle nur Menschen“. Als gemeinsames Symbol der Trauer und Anteilnahme wurde ein Trauerkranz am Mahnmal niedergelegt.
Der Ausflug zur Gedenkstätte war für die Kinder eindrücklich, da einige sich erst durch den Gedenktag des Leids in Welzheim bewusstwurden. Ausgrenzung und Anfeindungen beginnen bei verbalen Übergriffen, deshalb ist Nelly Sachs‘ Gedicht ein Appell an uns alle: „Lasset die Worte an ihrer Quelle, denn sie sind es, die die Horizonte in die wahren Himmel rücken können.“ Worte können missbraucht werden oder aber Gutes bewirken. Die Art, wie an der Schule über dieses Ereignis gesprochen wird, soll zu einer Haltung führen, die sich für ein harmonisches Miteinander ausspricht. Als Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage stellt sich das Limes-Gymnasium nicht nur gegen Rassismus, sondern auch gegen Antisemitismus und jegliche Form der Diskriminierung.